Plastiken und Objekte

Räumlich / plastische Experimente
Um die Mitte der sechziger Jahre begann Werner Meier mit verschiedenen Experimenten. Er faltete und zerschnitt Karton und setzte ihn zu reliefartigen «Bildern» zusammen, beleuchtete die so geschaffenen Räume mit Scheinwerfern von verschiedenen Seiten. Licht und Schatten veränderten immer wieder das Aussehen dieser Räume.
Arnold Stöckli

Sich auflösen, verlieren und tausendfach wiederfinden
Eine Variante dieser Raumkonstruktionen entwickelt er ausgehend von einem Spiegel, den er als Hilfsmittel bei einem Selbstporträt verwendet hatte. So entstehen 1966 zwei grosse Reliefs, in denen mehrere Spiegel und Spiegelteile verwinkelt zueinander montiert sind und die zusammen einen begehbaren Raum bilden. Ist bei den ersteren Werken der Betrachter bloss Zuschauer, der sich imaginativ ins Bild begeben kann, so wird er hier aktiver Teilnehmer «Wir setzen den Betrachter mitten ins Bild», wie die italienischen Futuristen schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts propagierten. Zwischen den Spiegeln stehend, erscheint dem Betrachter sein Abbild in unzählige Einzelteile aufgelöst. Vorder- und Rückansicht stehen gleichzeitig nebeneinander, setzen sich neu zusammen und verändern sich bei der kleinsten Bewegung.
«Werner Meier – Things to Come» von John Matheson

Je nach Standort vor dem Bild sieht man eine der drei „Lebensansichten“.

Alle 6 Ansichten, weder Relief noch Rundplastik, sind auf allen Seiten gleich-wertig sichtbar.

Einige dieser so entstehenden dynamischen Bildräume erinnern in ihren splittrigen Strukturen an die frühen Karton- und Spiegelobjekte, und so leuchtet in diesem Zusammenhang auch ein, dass 1991,  während eines Aufenthaltes in New York, dreidimensionale Arbeiten nochmals aufgegriffen werden. Er schafft hier räumliche Bilder, die kein Oben und Unten aufweisen, zu schweben scheinen. In einem Plexiglaskubus, zunächst nur klein, in Luzern grösser ausgeführt, sind Zahnstocher, Karton, Papier, Balsaholz verspannt, die weiss, später auch farbig bemalt werden. «Die endlose Linie» besteht aus über 3000 verschieden kurzen Balsa-Holzstäbchen. In variablen Winkeln an  einandergeleimt, erreichen sie die Länge von 120 m, dies in einer Box von 40 x 40 x 40 cm. Diese Kuben erscheinen wie Inversionen,  wie Versuche, das unendlich Grosse im Kleinen wiederzufinden, zu sammenzufassen, dabei aber die Gegensätze nicht aufzuheben, sondern in eine schöpferische Beziehung zu setzen.

Kästchen aus Karton mit Leinwand überzogen und kleinem Holzrahmen. Inhalt 12 Gläser hintereinander, jedes mit Filzstiftpunkten, dadurch entsteht räumliche Tiefe.

Dieses so nützliche kleine Wesen soll ein Denkmal bekommen. Sein 23 mm hohes Wurmhäufchen hat Werner Meier sehr hochauflösend scannen lassen. Mittels dieser digitalen Vorlage ist es möglich, eine unbeschränkte Vergrösserung herzustellen. Das sogenannte Handmodell aus Sinter ist 10 mal höher als das Original vom Wurm und wurde vergoldet. Mittels Fotomontage ziert es nun einen Rasen.

Dieses Objekt kann in verschiedenen Grössen und Materialien wunschgemäss realisiert werden für Ihren Garten, Park oder Innenraum.

Abbildung oben 1/3 rot, Edition 2/3, Edition 3/3 können nach eigenem Farbwunsch realisert werden.

Mit den Scherben einer überdimensioniert vergrösserten roten Christbaumkugel empfängt die diesjährige Jahresausstellung im Kunstmuseum Luzern die Besucher. Werner Meier hat ein Malheur in eine Skulptur umgewandelt und zelebriert mit ihr zerbrochene Schönheit.
Urs Bugmann

Werner Meier - Teilhaben an der Welt
Die Endlose Linie, die sich im vermeintlichen Chaos verliert oder sich formiert zu einer ebenmässig- kugelförmigen, in sich ruhenden „Gedankenwelt“: Was drücken diese Werke aus, wenn nicht die Suche nach Ordnung? Und Aufgehoben-Sein? Werner Meier mag ein grosser Unruhegeist, gar ein Protestler sein, zugleich erweist er sich als einer, der ausgleicht und versöhnt. Seine Kunst ist das Resultat seines Bemühens, an dieser Welt teilzuhaben. Nachdenklich, und auch sehr lustvoll... Dies bringt mich zurück zu dem, was sich als roter Faden durch sein Werk zieht, nämlich zur Auseinandersetzung mit Konstellationen, mit Energien, und zur Art, wie er sie in seinen Werken festhält: Die frühen räumlichen Experimente, etwa die Spiegelfragmente von 1966, als Vorahnung einer zerberstenden Welt; die Jazzbilder mit all den Vibrationen und Spannungen der improvisierten Musik; die abstrakten Kompositionen, gleichsam Abbilder kosmischer Verhältnisse. Selbst die Akte sind diesen Energiefeldern unterworfen...
Peter Fischer